Es ist kaum zu glauben, aber nun habe ich es doch noch vor der Saison 2009 geschafft meinen Bericht zu schreiben.



"Die Lachsfangspezis"

Endlich. Langsam wurde es aber auch Zeit, unser Fieber zu kurieren. Lachsfieber. Eine seltsame unheilbare chronische Krankheit die Anfang eines jeden Jahres bei Oliver und mir aufs Neue zum Ausbruch kommt und sich langsam bis zum Sommer steigert. -Unheilbar.
Zeitweise Linderung verspricht lediglich eine Reise ins gelobte Land. Norwegen. August. Wir sitzen schweißgebadet im Flieger nach Trondheim. Schweißgebadet aus Gründen die ich euch noch erzählen werde. Später. Orkla. Die Entscheidung, nicht an den Numedal, an „unseren“ Fluss zu fahren fiel uns beiden nicht leicht. Jetzt ist es -mit ein wenig Wehmut- entschieden. Die Anreise nach Trondheim dauerte für uns, da wir ab Frankfurt und nicht ab Hahn flogen nur unwesentlich länger als an den Numedal. Und wir haben die stille Hoffnung, dass dieser Fluss leichter als der Numedal zu befischen sein wird. Wir wollen drei, vier Lachse fangen. Jeder.

Von unserer Hütte und der Strecke die wir gebucht hatten besaßen wir eine Handskizze und ein paar Fotos. “Das findet ihr schon, immer der Straße am linken Ufer der Orkla entlang und dann seht ihr irgendwann auf der linken Seite euer Haus und von da sind es nur ca.300m an den Homepool“. So hatte Ottmar, von dem wir Strecke und Haus für eine Woche im August gemietet hatten, meine Bedenken das Haus ohne Hausnummer und Straßennamen zu finden zur Seite geschoben. Falls es gar nicht klappen sollte hatten wir noch die Telefonnummer eines norwegischen Kontaktmannes.


Unsere Hütte

Wir haben es gefunden! Und auf dem weg zu unserer Unterkunft haben wir auch eine Desinfektionsstelle mit zugehörigem Campingplatz nebst Kiosk, wo wir bei der Gelegenheit auch noch etwas für den ersten Hunger einkaufen konnten gefunden. Zwei Fliegen mit einer Klappe... Das Fieber wird stärker. Erstverschlimmerung. Ich musste an das Buch von Hartmut Kloos denken. „Lachsfieber“. Jetzt waren wir ja hier, jetzt müsste langsam die Linderung einsetzen.
Das Haus war schnell bezogen. Platz hatten wir in diesem alten Bauernhaus mehr als genug. Zu zweit teilen wir uns vier Schlafzimmer, Wohnzimmer, Esszimmer, Küche und Bad. So groß und gemütlich es auch war, uns hielt nichts in diesem Haus
Nix mit: „am Kaminfeuer gemütlich noch ein Weinchen trinken und dann ab ins Bett“. Stressige Anreise hin oder her. Unser Equipment war desinfiziert, Staatliche Berechtigung hatten wir bereits vor Monaten online gebucht. Was sollte uns in unserer Hütte halten, aus der wir mit dem ersten Blick aus dem Fenster im Dämmerlicht direkt auf unseren Pool schauten? Homepool.

Blick auf den Homepool

– „Komm anschauen können wir uns den doch schon mal aus der Nähe.- Aber nur anschauen, nicht anfassen? Lass uns doch unser „Zeugs“ mitnehmen. Wir können ja in Jeans vom Ufer aus ein paar Wurf --- ach, lass uns unsere Wathosen anziehen, es hat geregnet. Ist sicher noch alles feucht. - Fast komplett aufgerüstet stehen wir im Flur als es an der Tür klopft. > Wer will uns denn jetzt noch besuchen? Weiß doch niemand, dass wir hier sind. - Die Tochter unserer norwegischen Kontaktperson stand draußen. Wollte uns willkommen heißen und uns Haus und Strecke zeigen. Norwegische Frauen überrascht es anscheinend nicht, wenn sie die Tür von einem, in langer Unterhose, mit einem Bein in der Wathose stehenden Mann geöffnet bekommen. Zumindest hat sich die junge Dame nichts anmerken lassen. Schön, nun bekommen wir den direkten Weg zu unserem Pool gezeigt. Kein Suchen. War sie ein wenig enttäuscht als wir ihr zu verstehen gaben, dass sie die Einweisung in dass Haus getrost weglassen könne? Wir hatten uns selber schon eingewiesen. Ging schnell.


So kam es dass wir um 20:00 Uhr unseres Anreisetages das erste Mal unsere Fliegen den Orklalachsen zeigten. Die waren überrascht! So überrascht, dass sie das zufassen vergaßen. Ach, stimmt nicht ganz: Olli, der „König der Lachskontakte ohne Verwertung“ hatte natürlich wieder einen „Lift“. Lift!? Diese Lift´s, ich kann´s bald nicht mehr hören. Wann wird daraus endlich mal ein Fisch?

Aber es folgten Olivers Lift´s und auch ab und an mal einen richtiger Biss. Ich nix. Komisch. Ob es doch besser ist, wie Olli mit feinerem Gerät, heißt 6er Zweihand zu fischen? Soll ich wenigstens mal die 8er auspacken? Aber ich komme mit diesem Ding nicht so gut zurecht. Muss ich halt ein wenig gefühlvoller präsentieren. Dann klappt das schon. Ich bin von meiner 10/11er Guideline LeCi total begeistert und möchte sie einfach nicht aus der Hand legen. Uuund – ich will ja große Lachse fangen, mit 6er oder 8er Ruten geht das doch nicht.

Der erste Eindruck entsprach -was das Werfen und lesen des Flusses betraf- durchaus unseren Erwartungen. Leichter als der Numedal. Deutlich konnten wir die Vermeintlichen Standplätze der Fische ausmachen. Und wir hatten auch eine wunderbare Skizze von Ottmar, die den Pool bis in kleinste Einzelheiten beschrieb. Jeder Stein war eingezeichnet. Klasse.



Schnell hatten wir uns an der Orkla eingelebt und die ersten Tage vergingen ohne Stress wie im Fluge. Und das Fieber ließ auch langsam nach. Am Numedal waren wir jeden Tag bereits ab 5 Uhr am Wasser. Aber hier? Warum? Der Pool gehört uns. Wir müssen die Strecke nicht teilen. Niemand steht bereits um 5 vor 5 im Bach. Wir lassen uns Zeit. Ich noch etwas mehr als Oliver. Es ist schon entspannter in einer „Privatstrecke“ zu fischen. Lediglich die Kürze der Strecke machte uns etwas Sorgen, hatten wir doch am Numedalslågen etliche Kilometer zur Verfügung, hier sind es nur 250-300m.
Hoffentlich wird das nicht langweilig.
Oliver ist jedenfalls jeden Morgen nach dem er das Frühstück für uns zubereitet hat der Erste im Wasser. Ich folge nachdem ich mit meiner „Hausarbeit“ fertig bin etwas später.
Wir genießen es, wieder in Norwegen zu sein und ziehen langsam aber sicher vom Haus in die Schutzhütte am Ende des Pools um. Die Orkla hat mit 11° die ideale Temperatur, um unseren Riesling zu kühlen. Die Lufttemperatur ist mit 14° kühl genug damit die Lebensmittel nicht so schnell verderben. Also, bis auf das Frühstück wird in der Schutzhütte gegessen, ausgeruht, Mittagsschlaf gehalten, gelebt.



Das Feuer brennt praktisch den ganzen Tag. Nach Lust und Laune wird darauf nicht nur gegrillt sondern auch Kartoffel, Reis und Gemüse zubereitet. Davon hält uns auch der immer wieder einetzende Regen nicht ab.
Dann ist es endlich soweit. War ja nur eine Frage der Zeit bis sich bei Oliver ein Lachs verschätzt und aus einem Lift ein Biss wird. Ein richtiger Biss. Mit Schnurnehmen, Widerstand am Ende der Leine und Fliege im Lachskiefer hängen und so. Ich komme, gerade fertig mit der Hausarbeit, an unseren Pool an und sehe Olivers durchgebogene Rute

„Hänger“, denke ich noch. Aber dem ist nicht so. Oliver hat nachdem er einige Lachse hat springen sehen endlich den lang ersehnten Erfolg und nach ca. 10 Minuten kann er einen schönen 3kg Lachs landen. Oliver hatte den Biss fast am anderen Ufer und mit seiner 8/9er war die Landung des Fisches völlig problemlos. Gut, - als ich sehe, wie tief der Lachs die Fliege genommen hat, wird mir einiges klar. Die Fliege ist sooo hässlich, die musste weg. Frances. Oliver schreckt aber auch vor nichts zurück.



Jetzt beginne ich auch wieder intensiver die erfolgversprechenden Stellen abzufischen und tatsächlich habe ich nun auch meinen ersten Biss den ich aber leider nicht verwerten konnte. Wir glauben, dass wir etwas zu spät an der Orkla sind, die wenigen Fische die wir sehen sind -ohne sich groß in unserem Pool- aufzuhalten auf der Durchreise. Wir sehen, anders als am Numedal nur wenige Fische und wenn wir welche sehen meist um die gleiche Uhrzeit oder bei Änderungen der äußeren Bedingungen. Wir bemerken eine Zunahme der Aktivitäten, wenn die Sonne vorwitzig durch die Wolken oder über die Baumwipfel schaut. Oliver fischt dann besonders intensiv. Ich, stur wie ich nun mal bin, denke das die Lachse sich gefälligst nach mir richten sollen. Oliver hat allerdings bedeutend mehr Kontakt zum Fisch ... Ich werde mich wohl doch arrangieren müssen. An diesem Tag tut sich auf jedem Fall nichts mehr. Olivers Erfolgsfliege, das hässliche Ding besitzt er nur einmal und meine Fliegen wollen die Lachse nicht. Wieso stehen die Lachse auf diese hässliche Fliege?



Was soll ich machen? War sicher nur ein Zufall. Ist doch egal welche Fliege man anbindet.
Hauptsache der Fische nimmt sie. Werde heute Abend in der Zeit in der Olli seinen Lachs versorgt trotzdem ein paar von den „Karotten“ binden.

Heute gibt es zur Krönung des Tages Olivers Lachs. Lachskoteletts vom Grill mit Reis den wir in unserer Hütte bereits zubereitet hatten, dazu Tomaten, Paprika, Knobi und Zwiebel die ebenfalls am Feuer liegen. Der Riesling ist gut gekühlt auf Orklatemperatur. Besser kann es gar nicht sein.
Uns geht es gut!




Wir fangen an diesem Tag nichts. Aber immer intensiver fischen wir die Stellen ab, die uns Erfolg zu versprechen scheinen. Mit kurzen Würfen vom Ufer aus beginnend verlängern wir Wurf um Wurf die Leine um einen halben Meter. Dann erst die zwei, drei Schritte weiter Flußab. Zeit haben wir ja. Uns sitzt niemand im Nacken. Und wir bekommen ein immer besseres Gefühl für den Fluss. Wir fischen mit Trocken- oder Intermediate-Schussköpfen, Polyleader und 8-10er Fliegen. Oliver mit 6er oder 8/9er, 13“ Ruten- ich mit meiner 10/11er, 15“ LeCi.

So vergehen die Tage und ich muss gestehen langsam aber sicher bin ich etwas gefrustet



-´ hatte mir doch etwas mehr Fisch erhofft von unserem Trip an die Orkla und -das macht es nicht besser- seit zwei Tagen ist meine Wathose undicht und auch noch am Hintern. Jeden Tag mache ich mich später auf den Weg von unserer Unterkunft zum Pool -ich brauche auch immer länger für die 300 Meter. Beeren ohne Ende. Die Himbeeren, Johannisbeeren und Erdbeeren die in Hülle und Fülle am Wegesrand wachsen machen es mir aber auch nicht leicht. Und da alles kleben und abdichten der Hose bisher nichts gebracht hat, genieße ich die „trockene“ Zeit so lange es geht.
Und so musste es kommen wie es kam. Bepackt mit Lebensmitteln, vorgekochten Kartoffeln, Gemüse und der obligatorischen Flasche Riesling schlendere ich beerenpflückend



 zur Schutzhütte. Setze mich erst mal hin. Verdaue. Lege etwas Holz auf das schon wieder brennende Feuer und die Füße hoch -„Ruft da wer meinen Namen?!“ Müde schau ich nach Oliver und sehe ihn mit beängstigt durchgebogener Rute am Anfang des Pools stehen. Das gibt´s doch nicht! Oliver hat schon wieder einen Lachs gehakt. 100m in Rekordzeit zurückgelegt, -dann darf ich mir erst einmal Olivers Kommentare, die er breit grinsend von sich gibt, anhören. „Ich rufe schon die ganze Zeit“- „Hörst du nix?“ -„Warum kommst du erst jetzt?“- „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!“- „Häng´ schon 10 Minuten an dem Fisch“-


„Morgens ist es eh am besten“-„Bla, bla, bla“. Oliver hat natürlich recht. Morgens ist es am Besten mit der Fischerei. Der Fisch hat am Anfang des Pools und auf die hässliche Karotte wie der Erste angebissen. Und wieder als die ersten Sonnenstrahlen das Wasser berührten. Jetzt bin ich ja da! Kamera raus, filmen und zaghaft gutgemeinte Ratschläge geben. „Oliver, geh doch weiter nach unten - pass auf dass die Schnur unter Spannung bleibt - jetzt ist er müde - der ist noch nicht müde - pass auf, die Steine -„Bla, bla, bla“. Weitere 15 Minuten später, nach langem hin und her, die 6er hat wenig entgegenzusetzen. Oliver geht so weit wie möglich die Uferböschung nach oben. Es ist soweit. Der Fisch kommt in die Nähe des Ufers, nur noch zwei, drei Meter bis zur Landung.



Ich stehe hinter dem Fisch, der sich immer wieder um die eigene Achse dreht im Wasser, bereit für den Schwanzwurzelgriff, - ´ und dann, noch ein Dreher, ein Dreher zuviel. -`er ist weg. Mann, der hatte gut 6 kg. Schade. So nahe dran, aber was will man machen? So ist es eben. Oliver hatte einen schönen Drill und ich habe mir vorgenommen mich morgens etwas zu beeilen.



Am nächsten Tag, in völliger Ruhe und relaxt komme ich aus der Hütte. Oliver macht meine Gelassenheit meschucke und schon von weitem, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit ruft er mir zu das ich mich beeilen soll .. ´die Viecher ziehen gerade den Fluss hoch, du wolltest doch früher hier sein, ich hatte bereits wieder einen Kontakt..... Oliver hat erst ca. 10m zurück gelegt, also bin ich schon etwas früher als die Tage davor... Ich setze mich ans Ufer und warte bis Oliver noch 10-15m weiter ist, dann geht es nicht mehr. Ich kann nicht länger warten. Oliver hat recht es sieht heute extrem „fischig“ aus. Ich steige langsam und vorsichtig am Anfang des Pools ein. Dort in einer Drehströmung kann ich ja meine Fliege schon einmal nach Lachsen suchen lassen während ich darauf warte bis Oliver noch ein paar Meter weiter den Pool nach unten abgefischt hat. > ` Ach der Herr bequemt sich ins Wasser, kommt Olivers Kommentar. Tzz, ´ ich Fang jetzt einen dann gibt er ruhe denke ich und winke ihm zu. Nach drei vier Würfen, ich will gerade meinen ersten Schritt flußab machen spüre ich einen Wiederstand und hebe die Rute an. Das gibt´s doch nicht, da hängt doch ein Fisch am Haken.
Und ab geht die Post!
Endlich.



Oliver ist zu meinem Glück noch in der Nähe so habe ich wenigstens schon mal Fotos. Ich kann den Fisch mit der 15“ gut um alle im Wasser liegenden Steine führen und gehe langsam flußab zu einer seichteren Stelle, die ich mir bereits vorher ausgesucht habe. Aber noch ist es nicht so weit. Ich muss an meine ersten beiden Lachsdrills am Numedal denken. Da waren die Lachse noch einmal davon gekommen. Diesen hier will ich haben. Nur keinen Fehler machen.



Wenn er weg will, lass ich ihn. Soll er sich doch austoben… Hoffentlich sitzt der Haken gut! Ich fische mit einer Tube und kleinem 10er Drilling. Nach 15 Minuten wird er müde, ich bekomme ihn ans Ufer, Oliver fasst beherzt zu und ich habe meinen ersten Lachs. Endlich! Juhuu! Nach zwei Grilsen, zwei verlorene Lachsen und ein paar Meerforellen später endlich meinen ersten richtigen Lachs. Ich freue mich riesig.






Da hat Oliver wohl etwas zu früh Lachs im Supermarkt gekauft. Ich filetiere den Fisch und wir bereiten uns um die Mittagszeit ein köstliches Mahl. Nur: den gekauften Lachs wollen weder Olli noch ich essen. Was für ein Unterschied!

Die letzten zwei Tage passiert nichts mehr. Wir hatten alles in allem eine schöne Fischerei in toller Landschaft.
Fazit: An der Orkla in unserem Pool reicht eine 13“ Rute der Klasse 8/9 vollkommen aus. Wir glauben auch, dass die Störung mit einer leichteren Rute einfach geringer ist. Ob ein 10/11er Schusskopf oder ein 8/9er aufs Wasser aufsetzt ist doch ein Unterschied. Da kann man noch so vorsichtig sein.



Wir fischten mit Trockenen- und Intermediate-Schussköpfen und mit Polyleadern in verschiedenen Sinkraten. Erfolg hatten wir letztendlich mit Trocken/Sink1. Oliver mit der Karotte und ich mit einer Tube. (siehe Fotos)
Bei Interesse an dieser Strecke bin ich gerne bereit zu helfen.




Ach so, hab ich ja fast vergessen: zurück zum Anfang.
Warum schweißgebadet?
Angefangen hat es so:
Frankfurt. Wir sitzen im Flieger und es geht nicht vorwärts. Als Vielflieger kenne ich das. Aber was nun kommt ist schon klasse. Durchsage des Kapitäns: „Liebe Fluggäste, wie sie merken ... eigentlich könnte es nun los gehen, aber, ... hm, äh, es ist so, ... wir haben weiße Mäuse an Bord und die haben keine Papiere. ...... Aber der Zoll ist unterwegs, ähm, bitte noch etwas Geduld.“
Wir glauben natürlich wir haben uns verhört und warten ab, was der Kapitän auf Englisch erzählt… Nee, wir haben richtig gehört. Super, da schleppt jemand weiße Mäuse mit nach Norwegen und unsere Zeit geht dahin. Fängt ja gut an. Mit einer Stunde Verspätung kommen wir in Oslo an und in 40 Minuten soll unser Inlandflug nach Trondheim gehen.
Ob wir bis dahin unser Gepäck haben?



Oliver steht am Band für unsere Koffer und ich pendle zwischen zwei Ausgabestellen für Sperrgepäck die ca. 100m auseinander liegen hin und her. Nur noch 20 Minuten! Oliver hat bereits unsere Koffer und einen kleineren Rutenkoffer und klärt mit der Dame am Schalter unseren Weiterflug. –„Wenn sie jetzt ihr Gepäck noch nicht haben lassen sie es hier sonst, verpassen Sie Ihre Anschlussflug“ bekommt er zu hören. Die hat Nerven.
Da!!! Das ist doch mein Rutenkoffer auf dem Gepäckwagen dieses feinen Herren. Das gibt´s doch nicht! Ich renne los und stoppe den guten Mann etwas unsanft noch vor dem Ausgang. Er ist Schwede und wie sich nun herausstellte war es lediglich eine Verwechslung. Er besaß den gleichen Koffer, der mittlerweile auf dem Gepäckband seine Runden drehte. Aber der Koffer auf seinem Wagen war definitiv meiner.
So, nun aber im Spurt zum Check in. Unser Flug hat etwas Verspätung. Hinter uns ruft jemand aus einer Gruppe von Typen, die aussehen als wollten sie zum Angeln „... he, wollt Ihr auch nach Tromsö?“ „Ja“, meine knappe Antwort. Ob Tromsö und Trondheim das gleiche seien, will Olli nun wissen. „Mann, jaaaaa.“ - Ist natürlich Quatsch und ich als alter „Norweger“ weiß das auch. Aber meine Nerven liegen blank und ich habe keine Lust auf Diskussionen. Endlich stehen wir am Band. Olivers Handgepäck wird durchleuchtet... Zack! - Monitor ist aus .... Was soll das jetzt wieder?
Ich schnell zur anderen Schlange gewechselt und vorne angestellt. Oliver zieht sein Gepäck aus der defekten Durchleuchtungskiste, und ich lasse Oliver -logisch- noch vor mich. Leichtes Gemurmel hinter uns. „Sorry, wir haben es eilig.“ Piieep. – „Bitte ziehen sie ihre Schuhe aus.“ Nee, oder? Ich glaube es nicht. Jetzt auf Strümpfen.... Piiiep. Neee! Meine Fjällräven Hose hatte zu viele Metallknöpfe. Müssten die doch kennen! Aber es war eine hübsche Norwegerin, die mich abgetastet hat. Wenigstens ´ne kleine Freude.
Wir sind durch!
Oliver spurtet los. Ich kann ihm kaum folgen. „Olli, weißt du wohin?“ „Jaaa, hab schon den richtigen Schalter gefunden! Looos, der ist gaaaanz am Ende.“ – Mist. Ich hinterher.
Wir schaffen es. Da stehen die, die vorhin gefragt haben ob wir auch nach Tromsö...... Sch..... Wir sind am Flugsteig nach Tromsö, ..... Schalter nach Trondheim ist am anderen Ende der Halle. Hätte ich Oliver nur die richtige Antwort gegeben! Aber so…
„Olli wo ist mein Pass?“ „Hab ich nicht.“ – „Musst du haben, hab ich dir doch gegeben.“ – „Hast du mir nicht gegeben.“ Suche geht los. Alle Taschen nach links. Nix. Liegt vielleicht noch am Schalter nach Tromsö!? Zurück an den Schalter nach Tromsö. Oliver will derweil den Flieger aufhalten und ich sage noch -- „Olli unser Gepäck ist schon an Bord und wir sind eingecheckt. Die fliegen nicht ohne uns. Die rufen uns wenigstens noch einmal aus.“ Am Schalter nach Tromsö ist kein Pass. Also, wieder zurück, der muss bei Olli......
Da steht der Olli. Blass: „Reiner, hast du deinen Pass?“ „Nee, den musst Du eingest... nein hab ich nicht. “ Kannst jetzt aber in Ruhe suchen, der nächste Flug geht erst in 45 Minuten.“ „Wie, sind die ohne uns ? .... Wo ist unser Gepäck?“ „Ist schon unterwegs nach Trondheim... Ach, Reiner, hast du meine Brille gesehen“ fragt nun Olli. „Nee Olli, was soll ich mit Deiner Brille?“ „Ach ,- das letzte Mal hatte ich sie an dem Band, ich geh mal schnell hin.“ „Heee, Olli hier ist mein Pass… hatte ich den jetzt??? -Ach meine Hose hat einfach zu viele Taschen.“
Ich bin froh und muss mich jetzt erst mal setzen. Schweißgebadet. 5 Minuten später kommt Oliver mit seiner Brille auf der Stirn. „Olli, wo war die denn?“ – „Ach Reiner, der Defekt an der Durchleuchtungskiste...... meine Brille hatte sich in dem System verhakt............. Reiner, du bist ganz schön blass!“
Glaubt Ihr nicht? -Dem Olli passiert sowas ständig.

Weitere Fotos in der Galerie