„Numedal dass Allerletzte“



2007. Wir waren wieder am Lagen. Schon wieder? Oder, - wo auch sonst? Sollen wir wieder über unsere Erfahrungen berichten? Was sollen wir noch erzählen? 5 Jahr in Folge am Lagen. Eigentlich ist alles schon gesagt. Alles wiederholt sich. Interessiert das überhaupt noch irgendjemanden? Berechtigte Fragen die sich Oliver und mir stellen. Und es stimmt ja auch. Es wird immer schwieriger nicht in Wiederholungen zu fallen. – Lange überlegt, um nun, mit etwas Verspätung und nach unserem Vortrag den Oliver und ich an              den 1. Gronauer Lachstagen über den Numedalslagen gehalten haben              - doch noch etwas über unseren Trip zu schreiben. Für mich, - und für die, die es interessiert wie es uns in diesem Jahr erging. Nicht zuletzt wegen der positiven Resonanzen, auf unsere Berichte im „Fliegenfischer“ der Jahre zuvor.



„Numedal die Letzte“, der Titel 2006 und jetzt Numedal dass Allerletzte (-mal)? Nee, ich glaube nicht.Ihr werdet sehen warum.
Tja, Numedal 2007, mit Nico Popp haben wir wieder mal einen Neuling der Lachsfischerei dabei. Nico hat 14 Tage vor unserem Trip geheiratet und verbringt nun seine Hochzeitsreise am Lagen mit uns (und ohne Frau).         Mal sehen wie lange Nico bei der Stange bleibt.
Der Rest der Truppe, Peter, Oliver und ich sind ja schon alte Hasen. Abgeklärt. Nichts kann uns drei noch erschüttern.



Anreise, Einkauf , Hüttenbelegung und das ganze Brimborium lasse ich weg. Kennt ihr ja alles schon. Und diejenigen die es noch nicht kennen können es ja in den vorangegangenen Berichten im Fliegenfischer oder auf meiner HP nachlesen.
Da wir „Alten“ einfach nicht vom Lagen lassen können sind wir nun also wieder dort. Ich ganz speziell, habe ja auch, nach meinen zwei Drills vom letzten Jahr noch eine Rechnung mit den Lachsen vom Lagen offen. Und die wird in diesem Jahr beglichen. Da bin ich mir das erste Mal gaaanz sicher. Mindestens einen 5kg Lachs lege ich auf die Schuppen. So wird es sein.



Am Lagen angekommen - die bekannten Bedingungen- Wetter wird besser , Wasser erwärmt sich und fällt (langweilig), und so ist alles beim alten.             5 Wochen vorher hätten wir mal etwas anderes erlebt.
Da gab es am Lagen ein „Jahrhunderthochwasser“ Wassermassen über 1000m³/h durchpflügten das Numedal und wenn man bedenkt das wir dort bereits bei einem Wasserstand von 36m³/h gefischt und der Normalstand bei ca. 70m³/h liegt kann man sich leicht vorstellen wie es da ausgesehen hat. (siehe Fotogalerie) Aber jetzt, 5 Wochen später, auf den ersten Blick sah der Lagen aus wie immer. Klasse. Nur ein Blick nach oben in die Bäume zeigte uns was da los war. Einen Meter über unseren Köpfen hingen die Reste des Treibgutes in den Ästen der Bäume und wir vermissten die Schutzhütten am Ufer. Sie waren fast alle den Fluten zum Opfer gefallen. Aber, es ist toll wieder hier zu sein. Die Ruhe, die klare Luft, die Norweger die eine innere Ruhe ausströmen. Es hat mir gefehlt. Und Oliver!? Der ist auch bedeutend ruhiger und gelassener als die Jahre zuvor. Glaube ich zumindest zu spüren.



Wir fischen wieder alle bekannten Zonen nur Oliver und ich haben als Sahnehäubchen noch je einen Tag in Flatten und Rienlagen bei „Waterproof“ gebucht - Strecken an denen wir bisher noch nicht gefischt haben.

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 Nach 5 Jahren möchte man ja auch mal etwas anderes sehen. Am 20.08. legen wir in der Blauen Zone bei guten Bedingungen los und fischen dann in Folge in der Gelben und Roten Zone ohne nennenswerten Erfolg. Ein paar Bisse ein paar Zupfer so gehen die Tage vorbei. Es ist einfach wieder wunderbar in Norwegen zu sein. Ich genieße die Natur und die Stille jedes Jahr aufs Neue.


Halt! Stopp! –Ich wollte mich doch kurz fassen und wenn das so weiter geht sind es doch wieder 10 Seiten.
Also, die nächsten drei Tage tut sich nicht viel und da kürze ich jetzt ab. Nico und ich hatten je einen Biss den wir nicht verwerten konnten und Olli hatte etliche Zupfer. Wie immer.
Nicos Stimmung ist etwas getrübt, langsam scheint er sich zu fragen ob es nicht doch besser wäre mit seiner Hübchen auf Hochzeitsreise zu sein statt sich hier mit uns drei verrückten Muskelkater im Wurfarm zu holen.



Ja, ja, - wir hatten ihn gewarnt. Nachts sitzt er da und Bindet Fliegen. Quatsch. Wo wir doch wissen dass zwei, drei Muster ausreichend sind (Ich weiß das, ich teste ja schon 5 Jahre Fliegen) und die hat Nico allemal in der Box.
Oliver und ich bekommen für die nächsten zwei Tage durch Thore Flåtten eine Einweisung für die Strecken Rienlagen und Flåtten. Toll ist es dort, wir haben viel Platz, sind fast alleine an wunderschönen Pools.



Der erste Tag geht allerdings ohne nennenswerte Ereignisse vorbei.
Viele Zupfer hatten wir beide und das fast immer an den gleichen Stellen. Wir wechseln Fliegen, (obwohl egal) verändern die Anbietgeschwindigkeit und Tiefe. (auch egal) - Zupf, Zupf und weiter, - `nix.



Am nächsten Morgen, ich hab den Vortritt und gehe als erster ins Wasser, fischen wir an einer schönen „Meerforellen“ Stelle. Sieht wirklich gut aus. Ich bin ca. 50m weit den Lagen Flußab gekommen und schaue nach Oliver, - am Ufer sitzt er nicht mehr, -hätte mich auch gewundert sooo groß ist seine Geduld nun auch wieder nicht. Er ist etwas oberhalb des Pools eingestiegen – sollten wir doch nicht ohne Spikes, gefährlich glatter Lehmboden- Na ja, der Olli! Ach ja, so hänge ich meinen Gedanken nach, - ne schöne Meerforelle für´s Abendessen wäre ja auch nicht schlecht, da macht es Tock, tock und ich hab einen Fisch an der Leine. Am Ende einer Trift in einer Außenkurve. Adrenalin. Ich bin jetzt wach. Merke aber gleich dass es nicht der Fisch in der erhofften Größe ist. Er zieht zwar kräftig aber er hat nicht diese Kraft der zweien vom letzten Jahr und nach kurzer Zeit habe ich ihn am Ufer. Ein schöner Fisch. Der Anfang ist gemacht. Jetzt noch einen mit 3-4kg mehr auf den Gräten und ich bin zufrieden.



Mittag. Es wird wieder richtig warm, Peter und ich machen auf unserer Terrasse ein kleines Schläfchen um für den Abend fit zu sein. Peter, der ist, wie auch die Jahre zuvor die Ruhe selbst, anscheinend kann in wirklich nichts erschüttern. Schließlich ist er jetzt auch schon 4 mal mit von der Party und wartet noch auf seinen ersten Lachs. Ist ihm egal, im gefällt es hier kann er glaubhaft versichern.



Den nächsten Tag sind wir in Fossa Ost dort bleiben wir diesmal auch alle vier auf der Ostseite. Oliver und ich fischen recht schnell die ersten Pools durch, Oliver ist schon wieder 100m weiter. Da ruft ein Bär von einem Norweger aus dem Wald „Hei, har du se fisk“ Mann, bin ich erschrocken. Ich dachte schon an einen Troll. – Ja, ich habe einen Fisch gesehen, am Anfang des Pools, unerreichbar am andren Ufer. Wie immer. Ein kurzes Takk, und weg ist der Bär. Ich fische den Pool zu ende und mache mich langsam auf den Rückweg. Da sehe ich ihn. Schon von weitem. Den Bär, wir nennen ihn „Johnny, The Big“, mit Unterhandwürfen die gut 5m weiter gehen als meine, (10m weiter als Nicos ;-)) eben fast ans andre Ufer, genau dort hin wo der Lachs gesprungen ist. Und schon ist seine Rute krumm. Das darf doch nicht wahr sein.
Ein kurzer drill und schon liegt ein schöner Lachs am Ufer. Wir wissen: die Fliege ist egal. Also wo liegt das Geheimnis? -Distanz. Die Distanz ist es. Ihr müsst mit der Fliege zum Fisch, ist Johnny´s Antwort. Dazu sag ich jetzt nix.
Nico sitzt Kopfschütteln am Ufer. Enttäuscht? Nein Resigniert meint er. „Ach komm, ein Schnäpschen und die Welt sieht schon wieder anders aus. Musst halt weiter werfen!“



Am nächsten Morgen geht’s in die Rote Zone, dort hin wo Olli im Jahr zuvor seinen Fisch gefangen hat. Einige Lachse sind wieder am springen und Buckeln. Oliver spielt ein wenig mit ihnen. Immer wenn er in einem bestimmten Winkel und mit der Egal Fliege wirft springen die Lachse sofort nach dem Aufsetzen der Fliege aus dem Wasser. Lachsdressur.
Noch nicht ausgereift. Ich glaube wir schaffen es eher die Lachse durch einen Feuerreif springen zu lassen als dass sie unsere Fliegen nehmen. Ich meine: RICHTIG nehmen. Nicht nur „Zupf, Zupf“.






Leider muss Peter nach Hause. Olli bringt ihn zum Flughafen und kommt dann später in die Gelbe Zone nach in die Nico und ich schon unterwegs sind.
Dort angekommen sitzt da bereits ein Norweger am Anfang des Pools, ungefähr dort wo Johnny the Big den Lachs gefangen hat am Ufer. 1,90 m groß und ein Kreuz wie ein Kleiderschrank. Die Rute sieht in seiner Hand irgendwie aus wie ein Zahnstocher. Kurze, knackige Würfe zaubert er damit. Es zischt. Er braucht kaum Rückraum bei seinen Unterhandwürfen. Enorm. Er kommt weiter als wir. Und schon hängt ein Fisch. Die Distanz, es ist die Distanz. (Irgendwas muss es ja sein) Fliege? Egal!?



Ich lasse mir nichts anmerken und fische weiter. Was soll ich auch andres tun? Dann erzählt uns Rugby, dass es nicht so ist, wie wir denken. Es ist sein erster Fisch seit 10 Angeltagen. Mann, das beruhigt.

Ein wenig später, es dämmert schon, Nico steht jetzt in dem „Norweger Pool“ und quatscht mit Olli, ich glaube er nannte es später „fachsimpeln“ und, dass dieses fachsimpeln wichtig war. Enorm wichtig, meinte er. Nämlich, während die beiden fachsimpeln flutschte Schnur aus seiner Hand. Und Nico vergisst dass Anschlagen. Die Rute ist Krumm. Richtig krumm. Da steht der Nico, mit der krummen Rute und fragt den Olli was er tun soll. Hol ihn halt raus, meint Olli. Das tut er dann auch mit Olivers tatkräftiger Unterstützung. Schwanzwurzelgriff. 86cm. Toll. Nico strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Und Oliver und ich freuen uns natürlich mit ihm. Aber der „Numedal ist doch wohl dass Allerletzte“ Zwei, drei Fotos und dann darf der Lachs wieder schwimmen.
 





Der folgende Tag, Oliver und Nico fischen im „Thai-Side“ Pool und ich versuche es auf der Seite auf der es alle versuchen und die laut Tom nicht halb so gut ist. Na ja, ich brauche ein wenig Ruhe, hab einen kleinen Durchhänger, war ich doch fest überzeugt in diesem Jahr erfolgreich zu sein. Mindestens 5 kg. Einem Russischem Kollegen gefallen wohl meine nach unten hängenden Mundwinkel nicht. Er bietet mir einen Wurm an. Einfach in die Strömung soll ich den hängen. - Ist sehr gut. Wurm an Fliege fängt. Meint er. Ich lehne Dankend ab.
 


Einen Durchgang mache ich um mich nun doch auf den weg zur „Thai-Side“ zu mache. Wieso hat Olli so ein Grinsen im Gesicht? Gibt’s hier was zu Grinsen? Ja, gibt es. Olli hatte einen schönen Fisch gehakt der ihm sofort einige Meter Schnur von der Rolle riss um sich dann mit einem Sprung aus dem Lagen wieder zu verabschiedete. Olli ist Glücklich. Der Fisch hat ihm einen schönen Drill geliefert. Gezeigt hat er sich auch. Einmal. Silberblank. Ich kann den Olli verstehen. Und mit was für einer Fliege hat er den Fisch gehakt? Mit der, die ich Ihm vor 5 Jahren gebunden habe und die im letzten Jahr schon in dem 4,3 kg Lachsmaul hing. GP.
O.K. die sah jetzt nicht mehr so aus wie vor 5 Jahren.
Motiviert fischten wir nun zu dritt weiter. Tom leistete uns am Abend noch etwas Gesellschaft. Ein paar Würfe wollte er noch machen. Wir schauen ihm noch etwas zu um dann durchgefroren den Heimweg anzutreten.
Eine halbe Stunde später, wir waren noch nicht richtig aus unseren Wathosen raus, legt uns „Smiling Tom“ einen Lachs der den Nahmen Lachs verdient hat auf die Veranda. Und uns war es zu kalt!
Tja, die Diskussion über dass Abendessen die wir vor Tom´s erscheinen hatten konnten wir abhaken. Ein Stück Lachs mit viel Luft in eine stabile Alufolie gepackt, (Römertopf auf Norwegisch) und ab auf den Grill. Der Hauptgang war erledigt. Vorspeise: Lachs Roh mit Olivenöl.. Und von dem Abfall, (Kopf und Schwanz) zauberte uns Tom eine Suppe nach Norwegischer Art. 2 Tage Lachs satt. Dann hatten wir einen kleinen Teil verspeist. Köstlich.



Am letzten Tag ging es wieder einmal in die „Deep Wading“ Zone. Dort wo uns im Jahr davor das Wasser buchstäblich bis zum Halse stand. In diesem Jahr war es nicht ganz so schlimm wir konnten ohne Wasser zu schöpfen Waten. Nico und Tom hatten beide noch für kurze Zeit einen Fisch am Haken. Bei Olli und mir? Zupf, zupf.
Also dann.
Und? Warum Numedal dass Allerletzte? Das kam so. Ich hatte mit Nico eine Verabredung. Wenn er den ersten Lachs fängt darf er den Titel des Berichtes 2007 aussuchen. Vielleicht hat es deswegen so lange gedauert bis ich diesen nun auf `s Papier brachte. ;-)
Ach und noch was, - Nico´s Überkopfwürfe. Super.